„Bildung in der digitalen Welt“ – Strategiepapier der Kultusministerkonferenz zur Digitalen Bildung

„Bildung in der digitalen Welt“ – Strategiepapier der Kultusministerkonferenz zur Digitalen Bildung
27
Jun

Mit ihrem Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“, das im Dezember letzten Jahres veröffentlicht wurde, hat die Kultusministerkonferenz (KMK) ein umfangreiches Handlungskonzept beschlossen, das Schüler und Lehrende umfassend auf die Herausforderungen der Digitalisierung und die reflektierte Nutzung der damit entstehenden Technologien und Medien vorbereiten soll.

Die vorgestellten Maßnahmen sind dabei unter anderem aus der Frage, über welche Kompetenzen Schüler verfügen müssen, um den künftigen Anforderungen der digitalen Welt zu genügen, heraus entstanden. Fraglos sei, so Dr. Claudia Bogedan, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, dass das Erlernen dieser Fähigkeiten zentral sei, um einen erfolgreichen Bildungs- und Berufsweg einzuschlagen und somit letztendlich soziale Teilhabe zu ermöglichen. Im schulischen Bereich sind dabei fünf konkrete Handlungsfelder vorgesehen:

Bildungsauftrag

Dem Bildungsauftrag kommt seit jeher eine Schlüsselbedeutung in der Bildungspolitik zu. Im Kern besteht er darin, Schüler auf das Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln, am kulturellen, gesellschaftlichen, beruflichen und politischen Leben teilzuhaben.

Die verbindliche Forderung der Kultusministerkonferenz ist es daher, dass das Lernen mit und über digitale Medien bereits in der Grundschule beginnt. Hierfür sollen die Länder die notwendigen Kompetenzen als integrativen Teil in die Lehrpläne aller Fächer aufnehmen, um deren spezifische Sach- und Handlungszugänge adäquat vermitteln zu können. Zudem soll der Einsatz digitaler Lernumgebungen systematisiert werden, um deren Individualisierungsmöglichkeiten bestmöglich nutzen und eigenverantwortliches Lernen fördern zu können.

Auch die „Kompetenzen der digitalen Welt“ wurden von der KMK genauer definiert und in sechs Bereiche unterteilt:

1. Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren
2. Kommunizieren und Kooperieren
3. Produzieren und Präsentieren
4. Schützen und sicher Agieren
5. Problemlösen und Handeln
6. Analysieren und Reflektieren

Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrenden

Um den Schülern fächerübergreifend digitale Medienkompetenz vermitteln zu können, müssen die Lehrenden über entsprechende Qualifikationen verfügen. Sie sollen Medienexperten sein, die digitale Medien und Technologien pädagogisch sinnvoll in ihren Unterricht integrieren und dabei einen natürlichen Umgang mit diesen fördern.

Zur Konkretisierung der Anforderungen an die Lehreraus-, Fort- und Weiterbildung hat die KMK neun Aspekte der Mediendidaktik, Medienethik, der Medienerziehung und der medienbezogenen Schulentwicklung entwickelt, über die Lehrende verfügen sollen:

1. Kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen Medienkompetenz.
2. Identifizierung der Bedeutung digitaler Medien in der Lebenswelt der Schüler
3. Adäquater Einsatz digitaler Medien und dessen Reflektion
4. Nutzung der didaktischen Möglichkeiten digitaler Medien zur individuellen Förderung
5. Sichere Auswahl themen- und altersgerechter Bildungsmedien
6. Unterstützung der Schüler beim Lernen mit und der Gestaltung von digitalen Medien
7. Zusammenarbeit mit anderen Lehrkräften und außerschulischen Experten
8. Eigenständige Auseinandersetzung mit aktueller Forschung zur digitalen Bildung
9. Vermittlung von Kenntnissen zu Datenschutz und Sicherheit

Die Vermittlung dieser Kompetenzen ist als Querschnittsaufgabe definiert, die sowohl das Studium als auch Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen betrifft. Daher sollen alle Elemente der Lehrerbildung reformiert und ergänzt werden.

Bildungsmedien

Unter Bildungsmedien fasst die KMK speziell für Unterrichtszwecke aufbereitete Medien und Lehrumgebungen. Hierunter fallen unter anderem gedruckte und digitale Schulbücher, Arbeitsblätter, Bildungssoftware, Simulationen, Filme, aber auch technische Endgeräte. Neben speziell für den Unterricht konzipierten Medien kann unterstützend auch auf andere Bildungsmedien zurückgegriffen werden, beispielsweise digitalen Bibliotheken, Mediensammlungen von Museen oder Archiven.

Im hohen Grad der Individualisierbarkeit digitaler Bildungsmedien sieht das Handlungspapier der KMK deren größten Vorteil. So kann auf das jeweilige Lerntempo eines Schülers besser eingegangen und dadurch dessen Lernfortschritt erhöht werden.

Da es sich um vergleichsweise junge Medien handelt, werden drei Handlungsfelder benannt, in denen die Länder gemeinsame Lösungen anstreben:

1. Qualität: Es soll sichergestellt werden, dass die digitalen Bildungsmedien den Qualitätsanforderungen der KMK entsprechen.
2. Technik: Die eingesetzten Medien sollen plattform- und geräteübergreifend verfüg- und nutzbar sein.
3. Recht: Der Schutz der Nutzerdaten muss zu jeder Zeit gewährleistet sein.

Infrastruktur und Ausstattung

Eine einheitliche flächendeckende technische Infrastruktur ist grundlegend für die Umsetzung jeglicher digitaler Bildungsmaßnahmen. Hierunter fallen die Versorgung aller Schulen mit stabilen Breitbandinternetanschlüssen, die sowohl eine Vielzahl an gleichzeitigen Nutzern als auch das Herunterladen großer Datenmengen erlauben und – verbunden damit – die großflächige Ausstattung der Schulgebäude mit WLAN. Darüber hinaus sollen die Schulen umfassen vernetzt werden und Ansprechpartner für den technischen Support vor Ort ausgebildet werden. Auch eine Ausstattung mit moderner Präsentationstechnik sowie ein demokratischer Zugang zu mobilen Endgeräten gehören zum Maßnahmenkatalog.

Ein weiteres Kernstück der digitalen Infrastruktur ist die Implementierung einer Lern- und Kommunikationsplattform – ähnlich den an Universitäten und Hochschulen bereits verfügbaren E-Learning-Systemen.

E-Government, Schulverwaltungsprogramme, Bildungsmanagementsysteme

Neben der Nutzung digitaler Medien und Technik in der Lehre, hat die Digitalisierung auch Einzug in die Schulverwaltung gehalten. Länder und Kommunen nutzen bereits unterschiedliche Software-Lösungen für die Bildungssteuerung und Schulverwaltung sowie für die Erhebung statistischer Daten. Allerdings bestehen laut KMK große Defizite hinsichtlich der Kompatibilität der einzelnen Systeme und Programme mit- und untereinander. Ziel ist es daher, gemeinsame Austauschverfahren zu ermöglichen und Angebote bundesweit nutzbar zu machen.

Beispielhaft werden folgende Maßnahmen aufgeführt:

E-Government: Die elektronisch gestützte Verwaltungs- und Informationsprozesse zwischen Bürgern und Behörden im Bildungsbereich sollen vereinfacht werden. Dies betrifft unter anderem Melde- und Antragsverfahren, die online bearbeitbar werden sollen.

Bildungsmanagement, Schulverwaltungssoftware: Um die Synchronisierung von und den Austausch zwischen verschiedenen Bildungsmanagement- und Schulverwaltungssoftwarelösungen ermöglichen zu können, sollen Mindestanforderungen definiert und datenschutzkonforme rechtliche Voraussetzungen entwickelt werden. Langfristig lässt sich damit beispielsweise ein besserer Austausch von Schülerakten bei Wohnortwechsel realisieren.

Länderübergreifende Maßnahmen für Kinder beruflich Reisender: Um Kindern beruflich Reisender eine möglichst schnelle, unkomplizierte Integration in neuen Schulen zu ermöglichen, soll ein länderübergreifendes digitales Informationssystem für eine ununterbrochene schulische Versorgung implementiert werden. Hierfür sollen Lerninhalte, Leistungsbewertungen und erlangte Kompetenzen dokumentiert werden und den Lehrenden für eine einheitliche pädagogische Arbeit zur Verfügung gestellt werden.

Links:

Das Strategiepapier der Kultusministerkonferenz mit allen Zielen, Handlungsfeldern und Maßnahmen steht unter folgendem Link zum Download bereit: www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/strategie-bildung-in-der-digitalen-welt.html

Weitere Informationen und News rund um die KMK finden sich darüber hinaus auf deren offizieller Website: www.kmk.org/