Digitale Bildung als Mammutaufgabe – Positionen der Linken zur Digitalisierung der Bildung

Digitale Bildung als Mammutaufgabe – Positionen der Linken zur Digitalisierung der Bildung
9
Jun

Im unserer Reihe zur bevorstehenden Bundestagswahl, haben wir uns in den letzten Wochen mit den Positionen zur Digitalen Bildung der beiden Koalitionsparteien sowie der Grünen und der FDP beschäftigt. Zum Abschluss beleuchten wir die Kernpunkte und Maßnahmen der Oppositionspartei Die Linke.

Schule als Ausgangspunkt der digitalen Wirtschaft

Um die Potenziale der digitalen Wirtschaft voll ausschöpfen und die digitalen Gründungsbedingungen verbessern zu können, müssen als erstes die Schulen reformiert werden, so die netz- und rechtspolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Halina Wawzyniak. Dort würden die Grundkenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden, die einen souveränen, selbstbestimmten Umgang mit dem Internet und den Möglichkeiten der Digitalisierung erst ermöglichen. Aufgrund dessen fordert die Linke ein Förderprogramm für digitales Lernen sowie die Ausstattung der Schüler mit der hierfür benötigten Hard- und Software.

Stärkere Zusammenarbeit von Bund und Ländern

Zu einer funktionierenden digitalen Infrastruktur gehöre auch eine dauerhafte Wartung und ständige Erneuerung, konstatierte Dr. Rosemarie Hein, bildungspolitische Sprecherin, in einer Bundestagsrede im Jahr 2015. Um dies zu gewährleisten, fordert sie im Namen ihrer Fraktion eine stärkere Zusammenarbeit von Ländern und Bund in der Bildungspolitik. Diese solle im Grundgesetz verankert werden, damit der Sanierungsstau vieler Schulen behoben werden könne. Digitale Bildung sei eine Mammutaufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann.

Im Angesicht der immer weiter voranschreitenden Durchsetzung fast aller Lebensbereiche mit digitaler Technik, etwa bei der Arbeit, dem Wohnen, der Kommunikation, dem Einkaufen, aber auch der Partnersuche, seien umfassende und effiziente Digitale Bildungsmaßnahmen schlicht lebensnotwendig, gibt auch die hochschul- und wissenschaftspolitische Sprecherin, Nicole Gohlke, zu bedenken.

Der Lehrer als Lernbegleiter

Anhand eines Beispiels aus einer New Yorker Schule erläutert sie ferner, wie die durchdachte Integration digitaler Lehrmittel zu einer höheren Individualisierung des Lernens führen kann. Dabei sieht sie den Lehrer in der Zukunft als Lernbegleiter, der mit Hilfe der digitalen Möglichkeiten die individuellen Bedürfnisse seiner Schüler besser identifizieren und diese besser berücksichtigen kann.

Gerade hierin liege die große Chance der Digitalisierung für Schulen und Unterricht. Denn je individueller die Bildung, desto stärker die Chancengleichheit. So könnten auch Kinder mit Lernschwierigkeiten oder anderweitigen Handicaps adäquat unterrichtet werden.

Risiken der Digitalen Bildung

Neben den Vorteilen der Digitalen Bildung benennt die Linke im Gegensatz zu den anderen bisher behandelten Parteien aber auch klar Risiken, die mit der Digitalisierung der Lehr- und Lernmittel einhergehen. Die Tatsache, dass vor allem große Konzerne wie Google, Amazon und Bertelsmann massiv ins E-Learning investieren sei insbesondere vor dem Hintergrund des unterfinanzierten öffentlichen Bildungssystems kritisch zu sehen. Die Linke befürchtet hier eine Schaffung von Abhängigkeiten und eine immer stärkere Privatisierung der Bildung.

Links:

Dr. Rosemarie Hein, bildungspolitische Sprecherin der Linken-Bundstagsfraktion
Halina Wawzyniak, netz- und rechtspolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion
Nicole Gohlke, hochschul- und wissenschaftspolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion