Teamplayer gesucht: Kollaboratives Arbeiten hat in der Arbeitswelt aber auch ganz allgemein im sozialen Zusammenleben einen hohen Stellenwert. Entsprechend wichtig ist es, Fähigkeiten zum kollaborativen Arbeiten auch in der Schule schon früh zu entwickeln und zu fördern. Die Gestaltung von Unterricht auf der Basis kollaborativen Arbeitens führt Schüler in Teams zusammen, in denen sie gemeinsam für die Lösung eines Problems verantwortlich sind. Mit Hilfe eines Etherpads bieten sich neue Möglichkeiten kollaboratives Arbeiten orts- und zeitunabhängig zu gestalten und schulische Lernprozesse zu betreuen.
Teamarbeit ist kein Selbstläufer, sondern muss entwickelt werden
Beim kollaborativen Arbeiten müssen SchülerInnen im Team gemeinsam Probleme lösen, sich untereinander Absprechen und Kompromisse finden. Das ist gar nicht immer so einfach: Verschiedene Persönlichkeiten und verschiedene Sichtweisen prallen hier aufeinander. Um gemeinsam ein Ziel zu erreichen gilt es sich zu verständigen. Hier ist das Argumentieren, also die Begründung einer Meinung, von essenzieller Bedeutung. Die Herausforderung und Lernchance besteht darin, die Heterogenität des Teams zum Vorteil zu nutzen und durch den Vergleich verschiedener Sichtweisen auf ein Problem zu einer kreativen Lösung zu gelangen. Das bedeutet aber auch, dass jeder Schüler und jede Schülerin in einem Team eine große Verantwortung für den eigenen Lernerfolg trägt. Jede(r) ist zum Großteil selbst dafür verantwortlich, Erklärungen der anderen Teammitglieder einzufordern, sollte ein Aspekt unklar bleiben.
„Zusammenkunft ist ein Anfang. Zusammenhalt ist ein Fortschritt. Zusammenarbeit ist der Erfolg.“ (Henry Ford)
Kollaboratives Arbeiten mit dem Etherpad schult viele Kernkompetenzen
Die Digitalisierung bietet Möglichkeiten das kollaborative Lernen und Arbeiten auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Indem SchülerInnen mit ihrem eigenen Endgerät gemeinsam ein Dokument erstellen und bearbeiten, wird Zusammenarbeit unabhängig von Orten und Zeiten möglich. Gleichzeitig werden viele Kernkompetenzen geschult. Wissen vernetzen, Teamfähigkeit schulen und Medienkompetenz erlangen: Um diese Fähigkeiten in jedem Unterrichtsfach fördern zu können, bietet sich hier der Einsatz eines Dienstes an, bei dem viele Teilnehmer ein Dokument gleichzeitig erstellen und bearbeiten können. Mittlerweile haben alle großen Anbieter von Office-Software (Microsoft Office 365, Google Docs, Apple iWork) Möglichkeiten, von mehreren Computern (und Smartphones) gleichzeitig ein Dokument zu bearbeiten. Nichts anderes leistet ein Etherpad, allerdings mit einigen positiven Unterschieden: ein Etherpad ist ohne Account und Lizenzpaket verfügbar und wird oft sogar von Schulbehörden oder nahestehenden Organisationen gehostet oder kann auf dem schuleigenen Server installiert werden, wodurch der Datenschutzaspekt fremder „Clouds“ vereinfacht wird.
Kollaboratives Arbeiten mit dem Etherpad bietet neue Diagnosemöglichkeiten
Kollaboratives Arbeiten an digitalen Dokumenten bietet auch aus pädagogischer Sicht Vorteile. So kann bei der Bewertung bzw. Diagnose von Schülerleistungen der Prozess besser beobachtet werden, da die Digitalisierung es ermöglicht, einzelne Schritte im Arbeitsprozess zu erfassen, nachzuvollziehen und durch Beratung mit dem Schüler zu verbessern. Was oft als Schreckgespenst („das Internet vergisst nichts“) im Hinterkopf herumgeistert, kann hier neue Diagnosemöglichkeiten schaffen. Die Heranführung von Schülern an digitale Tools, die sie, einmal bekannt, oft auch über den Unterricht hinaus nutzen, zeigt Schülern, dass digitale Technik mehr sein kann als Snapchat, Instagram und Pokemon.
Workshop: Kollaboratives Arbeiten mit dem Etherpad
Es werden neben theoretischem Hintergrundwissen zum kollaborativen Arbeiten auch Grundsätze zum Umgang mit (gehosteten) Etherpads gegeben, sowie real bereits durchgeführte Unterrichtsbeispiele vorgestellt. Die TeilnehmerInnen sollen am Ende des Workshops grundsätzlich in der Lage sein, eine Unterrichtssequenz ihres eigenen Fachs mit Hilfe eines Etherpads kollaborativ zu gestalten. Dies soll unabhängig von vorhandener Schulinfrastruktur und unabhängig von verwendeten Betriebssystemen möglich sein. Auch vorhandene Schülergeräte (Smartphones) können einbezogen werden.
Alle weiteren Informationen zum Lehrerkongress 2016: www.excitingedu.de/veranstaltungen/lehrerkongress-2016/
Über den Teilgeber Jan Weber
Jan Weber ist Lehrer in Niedersachsen und Unterrichtet seit 2014 an der Inselschule Borkum die Fächer Deutsch, Mathematik und Physik. Er veröffentlich Unterrichtsmaterial, didaktische Überlegungen und Kommentare auf seinem Blog. Schwerpunkte sind das kollaborative Arbeiten und die Veränderung des Unterrichts durch neue Medien (insbesondere Tablets). Er ist regelmäßiger Teilnehmer des EdchatDE. Er ist verheiratet und wohnt auf Borkum in Niedersachsen.
Kontakt
Twitter: @jnwbr
Blog: https://jnwbr.wordpress.com/
Etherpad Workshop: https://vedab.nibis.de/veran.php?vid=87832