Kostenfreie internationale Bildung als Mission: Die Khan Academy im Porträt

Kostenfreie internationale Bildung als Mission: Die Khan Academy im Porträt
4
Okt

„Unsere Mission ist es, eine kostenlose, erstklassige Bildung für jeden anzubieten.“ – Das Leitbild der Khan Academy gibt Aufschluss auf ihre ehrgeizige Zielsetzung. Mit mehr als 6.500 Lernvideos und Angeboten in 36 Sprachen bildet sie die größte Online-Plattform ihrer Art.2006 als YouTube-Kanal gegründet, hat sich die Khan Academy inzwischen zu einer umfassenden Lern-Plattform entwickelt, die neben Videos auch eigene Unterrichtseinheiten zum Selbststudium anbietet. Im Oktober 2016 wurde sie um einen deutschen Ableger erweitert.

Vom Hedge-Fonds-Manager zum Online-Nachhilfelehrer

Die Geschichte hinter der Khan Academy hat alle Zutaten einer typisch amerikanischen Erfolgsstory: Im Jahr 2003 gab der Gründer und Namensgeber, Salman Khan, seiner Cousine Nachhilfe in Mathematik und machte dies so gut, dass ihn bald auch andere Verwandte und Freunde um seine Hilfe baten. Vom Erfolg angespornt, gründete er 2006 einen eigenen YouTube-Kanal – die Khan Academy – für den er in Eigenregie erste Lernvideos produzierte und traf damit einen Nerv: Seine Zuschauerzahlen stiegen schnell ins sechsstellige und das Feedback der User war sehr positiv. Im Jahr 2009 entschloss sich Khan dann, sich hauptberuflich auf seine Academy zu konzentrieren und diese zu einer weltweilen Online-Lernplattform auszubauen.

Kostenfreie Bildung für alle

Grundlage für den Aufbau der Academy war der Wunsch, dass diese auch ökonomisch Benachteiligten den Zugriff auf Lernvideos und Tutorials ermögliche. Wie bereits im Eingangsstatement angerissen, hat Khan es sich zum Ziel gesetzt, hochqualitativen Bildungs-Content für jedermann verfügbar zu machen. Konsequenterweise handelt es sich bei der Khan Academy daher auch um eine Non-Profit-Organisation, die sich überwiegend über Spenden finanziert. Alle Videos verfügen außerdem über Creative-Commons-Lizenzen.

Bis dato haben Khan und seine Mitstreiter mehr als 6.500 Videos in sechs verschiedenen Disziplinen produziert (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik, Kunst & Geisteswissenschaften, Wirtschaftskunde und Finanzen, Testvorbereitung), die mehr als 1,2 Milliarden Abrufe verzeichnen.

Große Expertise durch Spezialisten

Wurden die Videos früher noch alleinig von Salman Khan produziert, greift die Academy heute auf einen großen Pool von ehrenamtlichen Spezialisten zurück, um fachlich versierte Inhalte entwickeln zu können. Hierzu gehören unter anderem Professoren und Hochschuldozenten, Pädagogen und Journalisten.

Darüber hinaus arbeitet das Team von Khan mit bekannten Institutionen wie der NASA, dem Museum of Modern Art, der California Academy of Sciences und dem MIT zusammen, um spezielle Inhalte anzubieten.

Khan Academy als Ergänzung zur schulischen Bildung

Trotz ihres umfassenden Angebots sieht sich die Khan Academy nicht als Alternative zum klassischen Schulunterricht. Vielmehr verstehe man sich als Ergänzung, so Khan. Das schulische Bildungskonzept sei wichtig, habe jedoch seine Tücken, wie er im Interview mit dem Harvard Business Manager verlauten ließ:

In the traditional academic model, you’re passive. You sit in a chair, and the teacher tries to project knowledge at you; some of it sticks, some of it doesn’t. That’s not an effective way to learn. (Salman Khan, 2014)

Die individuellen Bedürfnisse der Schüler und deren Lerntempo kämen häufig zu kurz. Diese Defizite soll die Academy ausgleichen. Lernende können in ihrem eigenen Tempo komplette Unterrichtseinheiten absolvieren. Diese umfassen Videos, Übungen und Tests. Mittels eines persönlichen Dashboards lässt sich der eigene Fortschritt überprüfen. Um möglichst genau auf das Tempo und die Stärken und Schwächen der Lernenden reagieren zu können, werden laut eigenem Bekunden modernste, adaptive Technologien eingesetzt, welche die Stärken und Lernlücken identifizieren.

Tools für Lehrende und Eltern

Neben dem klassischen Selbstlern-Prinzip, lässt sich die Lernplattform auch in den Schulunterricht integrieren. Lehrende können ihren Schülern Unterrichtseinheiten zuweisen und mit Hilfe eines eigenen Dashboards sowohl eine Zusammenfassung der durchschnittlichen Leistungen der Gruppe abrufen als auch individuelle Schülerprofile überprüfen. So haben sie jederzeit die Möglichkeit, auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen zu können.

Die Dashboard-Funktion ist auch für Eltern, die ihren Kindern beim Lernen helfen wollen, verfügbar. Sie bekommen Einblick in den aktuellen Lernstand, die bewältigten Aufgaben und die Schwächen und Stärken ihres Nachwuchses.

Deutsches Angebot bisher auf MINT beschränkt

Die Internationalisierung der Khan Academy ist in vollem Gange. Bisher ist die Online-Plattform in 36 Sprachen verfügbar. Das Angebot ist allerdings – je nach Sprache – eingeschränkt, da die Unterrichtseinheiten bisher hauptsächlich in den USA entstehen und sich an den Lehrplänen vor Ort ausrichten. Auf dem deutschen Ableger werden bislang nur Unterrichtseinheiten aus dem MINT-Bereich angeboten. Die Videos werden nicht synchronisiert, sondern nur mit Untertiteln versehen. Das Angebot soll allerdings stetig erweitert werden.

Zudem können deutsche User auch jederzeit auf alle Inhalte der US-Website zurückgreifen, weshalb die Plattform auch gut für den Englischunterricht genutzt werden kann.

Links:

Deutsche Webseite der „Khan Academy“: https://de.khanacademy.org/

Facebook-Auftritt der Academy (englisch): https://www.facebook.com/khanacademy/

Twitter Feed der Academy (englisch): https://twitter.com/khanacademy