Wenn Zahlen lebendig werden

Wenn Zahlen lebendig werden
16
Feb

Lernvideos, interaktive Arbeitsblätter, ein eigener Blog – Neuntklässler des Wilhelm-Gymnasiums in Braunschweig haben für ihr „Ebola-Projekt“ ein kreatives, digitales Konzept ausgearbeitet und umgesetzt. Das brachte ihnen beim Wettbewerb „Ideen bewegen“ den ersten Platz ein.

„Der Blog zum Ebola-Projekt“ zeigt eine bunte Gruppe von Schülern. Unterschiedliche Klamotten, verschiedene Religionen, vielfältige Interessen. Nur eine Sache haben sie gemeinsam: Sie strecken alle ein Tablet in die Luft. Diese technischen Geräte haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9m/s im Schuljahr 2014/2015 vier Wochen lang verbunden. So lange ging das Projekt „Ideen bewegen“ der von Samsung geförderten Initiative „Digitale Bildung neu denken“.

„Es gab eine besondere Bereitschaft von allen Schülerinnen und Schülern, über den Projektzeitraum an einem Strang zu ziehen“, erzählt der Projektleiter und Mathelehrer Oliver Nowak. Und dieser gemeinsame Einsatz hat sich gelohnt: Mit ihrem Projekt „Ebola – eine vergessene oder gebannte Epidemie?“ hat die Klasse die Jury überzeugt. In der Kategorie Klassenstufe 9-11 hat das Wilhelm-Gymnasium Braunschweig den ersten Platz belegt.

Die Idee, sich mit dem Thema Ebola näher auseinander zu setzen, kam der Klasse nach einem Ebola-Spenden-Abend in der Schule 2014. Zwei Schülern war aufgefallen, dass man im Fernsehen und im Internet kaum noch etwas über Ebola hört oder liest. „Das war die Initialzündung“, sagt Oliver Nowak. „Wir wollten weiter recherchieren und erfahren, ob Ebola erfolgreich bekämpft wurde oder die Medien einfach kein Interesse mehr an dem Thema haben.“

Explizit mit dieser Fragestellung hat sich die Klasse 9m/s dann für den Wettbewerb beworben und daraufhin die Tablets von Samsung zur Umsetzung bereitgestellt bekommen. Das Projekt war als fächerübergreifendes Vorhaben für den Mathe- und Biologieunterricht angelegt und wurde gemeinsam von Oliver Nowak und dem Biologielehrer der Klasse, Volker Thomsen, betreut. Sechs Unterrichtsstunden pro Woche hatten die Schüler Zeit, in Teams ihre eigenen Forschungsaufträge zu bearbeiten.

Scrollt man durch den „Blog zum Ebola-Projekt“, wird schnell die große Vielfalt der einzelnen Beiträge deutlich. Einige Schülergruppen haben sich mit dem Strategie-Spiel „Plague Inc.“ beschäftigt, mit dem man die fiktive Ausbreitung von Krankheiten unter realen Bedingungen simulieren kann. Die Ergebnisse des Spiels wurden analysiert und mit der Ebola-Epidemie verglichen. Es stehen außerdem interaktive Arbeitsblätter zur Verfügung, die eine Schülergruppe mit dem Mathematik-Programm GeoGebra erstellt hat. Aus dem Matheunterricht stammen auch die Berechnungen der Ebola-Wachstumsrate und der Vergleich mit dem bekannten exponentiellen Wachstum. Individuell erklären die Schüler in den hochgeladenen Videos, wie sie Daten im Koordinatensystem eingetragen haben und wie der daraus entstandene Graph zu verstehen ist. Dadurch bekommen die Zahlen einen Bezug zur Realität. Sie werden lebendig.

Während des gesamten Projekts diente der Blog den Schülern als digitaler Lernpfad, wo sie die Ergebnisse ihrer Klassenkameraden nachlesen konnten . Und auch im Unterricht selbst wurden die Zwischenstände regelmäßig präsentiert, wie eine Schülerin im Abschlussbericht betont: „Besonders gut fand ich es, dass wir den großen, interaktiven Monitor hatten, auf dem wir immer sofort alles von den Tablets anzeigen konnten, sodass wir immer sehen konnten, was die anderen Gruppen bisher gemacht haben.“ Die Verbindung zum regulären Unterricht blieb in allen Projektphasen bestehen, denn exponentielles Wachstum und Immunbiologie sind für die Curricula der Jahrgangsstufe 9 des Gymnasiums verpflichtend.

Doch nicht nur die thematische Umsetzung unterschied sich vom regulären Unterricht. „Die Schüler waren auch eigenständiger“, sagt Oliver Nowak, „es gab zwar gewisse Leitfragen, an denen sich alle orientierten, aber die Schüler waren im Wesentlichen selbst dafür verantwortlich, immer einen Schritt weiterzugehen und das Projekt rund zu gestalten. Mein Kollege und ich waren in dieser Zeit eher Lernbegleiter.“ Die neue Technik war dabei ohne Frage für Schüler und Lehrer ein großer Motivationsfaktor. Oliver Nowak hat in den vier Wochen erlebt, dass sich Schüler, die sonst eher still sind, besonders eingebracht haben.

Im Abschlussfilm äußern sich die meisten Schüler dann auch durchweg positiv. Sie erwähnen die interaktive Gruppenarbeit, die flexible Nutzung des Internets und die einprägsame Darstellung von Ergebnissen. „Ich finde es ist eine sehr kreative Idee. Die ganzen Apps, die wir im Unterricht verwenden konnten, waren auch sehr hilfreich. Ich würde die Tablets gerne länger benutzen“, so ein Schüler. Dieser Wunsch geht nun tatsächlich in Erfüllung. Stellvertretend für das Wilhelm- Gymnasium hat die Klasse 9m/s eine ganze Klassenausstattung mit Tablets gewonnen. „Wir haben schon ganz konkrete Pläne, wie wir sie sinnvoll und nachhaltig einsetzen können“, sagt Oliver Nowak.

Weitere Einblicke gibt es unter: https://ebolaprojekt.wordpress.com/.

Laura Millmann

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Am 21. Januar konnten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9m/s ihre gewonnen Tablets am Wilhelm-Gymnasium in Empfang nehmen. Der damit abgeschlossene Wettbewerb zur digitalen Schule 2014/2015 war der insgesamt vierte Wettbewerbsdurchgang. Die Bewerbungsphase für den Durchgang 2015/2016 ist bereits abgeschlossen.

Die Initiative „Digitale Bildung neu Denken“ stellt den Bewerbern auch dieses Jahr wieder für einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen Tablets sowie weitere IT-Technologien aus der „Samsung School Solution“ für die Umsetzung ihrer digitalen Ideen zur Verfügung. Den Wettbewerbsprojekten sind dabei weder in fachlicher noch in methodischer oder inhaltlicher Hinsicht Grenzen gesetzt.

Weiter Infos zum Wettbewerb gibt es online unter https://www.i-dbnd.de/schule.html.