Analysieren & Verstehen: digitale Kernkompetenzen in der Schule

Analysieren & Verstehen: digitale Kernkompetenzen in der Schule
20
Feb

Ob Tabletklassen, interaktive Whiteboards, BYOD-Modelle oder Lernmanagementsysteme – wenn es um den technischen Aspekt der digitalen Bildung geht, scheint es eine ganze Reihe an Ideen und Lösungen zu geben. Doch Hardware allein ist nur ein Mittel zum Zweck, zentral sind vielmehr digitale Kernkompetenzen, die dabei helfen, das eigene Handeln zu verstehen, einzuordnen und digitale Medien und Endgeräte selbstbestimmt nutzen zu können.

Was sind Kompetenzen?

Bei einer Kompetenz handelt es sich laut Duden im hier verwendeten Sinne um einen „Sachverstand“ und um „Fähigkeiten“. Um Kompetenz zu erlangen muss also eine Sache (z.B. eine Technik, ein Konzept oder ein Prozess) erst einmal verstanden werden. Dieses Verständnis befähigt das Individuum beispielsweise dazu eine Technik einzusetzen, einen Prozess zu implementieren oder ein Konzept umzusetzen.

Die Schule ist seit jeher ein zentraler Ort der Kompetenzvermittlung. Sie lehrt nicht nur Basisfähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch den Sachverstand, Texte zu analysieren, politische Prozesse zu verstehen und eigenständig zu handeln. Dazu gehört auch, dass sich Kompetenzen mit der Zeit verändern. Manche werden durch technologische Entwicklungen obsolet, andere entstehen durch diese. Das Bildungswesen muss darauf reagieren, um Schülerinnen und Schüler adäquat auf ihre Zukunft vorzubereiten und sie zu selbstbestimmten Bürgern zu machen.
Durch die Digitalisierung ist in den letzten Jahrzenten eine ganze Reihe an neuen Kompetenzen entstanden, die benötigt werden, um im Alltag mit digitalen Medien und Techniken umgehen zu können. Dies fordert den Lernort Schule, denn von ihm wird erwartet, seine Schützlinge fit für das die digitale Gegenwart und Zukunft zu machen. Dabei stellt sich die Frage, welche Fähigkeiten hierfür konkret benötigt werden.

Digitale Kernkompetenzen der Kultusministerkonferenz

Eine Antwort darauf gibt die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrem 2016 erschienen Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“. Darin definiert sie sechs Kompetenzbereiche, welche die „Kompetenzen in der digitalen Welt“ umfassen:
1. Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren

Der Bereich enthält die Kompetenzen „Suchen und Filtern“, „Auswählen und Bewerten“, „Speichern und Abrufen“.

2. Kommunizieren und Kooperieren
Hierunter sind die Kompetenzen „Interagieren“, „Teilen“, „Zusammenarbeiten“, „Umgangsregeln kennen und einhalten (Netiquette)“ und „An der Gesellschaft aktiv teilhaben“ versammelt.

3. Produzieren und Präsentieren
Umfasst die Kompetenzen „Entwickeln und Produzieren“, „Weiterverarbeiten und Integrieren“ sowie „Rechtliche Vorgaben beachten“.

4. Schützen und sicher Agieren
Beinhaltet folgende Kernkompetenzen: „Sicher in digitalen Umgebungen agieren“, „Persönliche Daten und Privatsphäre schützen“, „Gesundheit schützen“, „Natur und Umwelt schützen“

5. Problemlösen und Handeln
Bündelt die Kompetenzen „Technische Probleme lösen“, Werkzeuge bedarfsgerecht einsetzen“, „Eigene Defizite ermitteln und nach Lösungen suchen“, „Digitale Werkzeuge und Medien zum Lernen, Arbeiten und Problemlösen nutzen“ und „Algorithmen erkennen und formulieren“.

6. Analysieren und Reflektieren
Der Bereich besteht aus den Kompetenzen „Medien analysieren und bewerten“ und „Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren“

Die Anzahl der aufgelisteten Kompetenzen mag im ersten Blick umfangreich erscheinen. In der Praxis sind die Grenzen jedoch fließend und einige der genannten sind im- oder explizit schon Bestandteil vieler Lehrpläne.

Schulen sind nicht allein verantwortlich

Die von der KMK definierten Kompetenzbereiche zeigen nicht nur auf, wie umfassend die notwendigen Kompetenzen sind, sie verdeutlichen auch, dass deren Vermittlung nicht allein Aufgabe der Schulen sein kann. Digitale Technologien und Medien haben den kompletten Alltag durchdrungen, kaum ein Schüler ist jemals offline.
Dementsprechend hat die Initiative D21 im Rahmen ihrer Sonderstudie „Schule Digital“ drei Bildungsumgebungen identifiziert, in denen Schüler Digitalkompetenzen erlernen können:
– Die Lehrwelt (vorrangig durch Lehrende gestaltet)
– Die Lernwelt (vorrangig durch die Eltern gestaltet)
– Die Lebenswelt (vorrangig durch die jungen Menschen im Wechselspiel mit der Gesellschaft gestaltet)
Die unterschiedlichen „Welten“ überschneiden sich teilweise, folgen aber dennoch ihren eigenen Regeln und Funktionen. Eine erfolgreiche Vermittlung von Digitalkompetenzen kann daher nur in einem Zusammenspiel aller Umgebungen funktionieren. Sie ist weniger fächer- als lebenskontextspezifisch und geht daher weit über den Informatikunterricht hinaus.

Jetzt seid ihr dran!

Eine umfassende Definition aller notwendigen Digitalkompetenzen ist schwierig. Was für den einen eine wichtige Kompetenz ist, sieht der andere als sekundär an. Feststeht allerdings, dass die Vermittlung digitaler Kompetenzen immer wichtiger wird. Doch welche sollten das eurer Meinung nach sein?
Nennt uns die für euch wichtigsten Digitalkompetenzen. Nutzt dafür Twitter oder Facebook.
Wir freuen uns auf eure Meinungen und Kommentare!

Tobias Börner